Schwester Maria Cornelia Koch feierte im Juli 2015 ihr 50-jähriges Ordensjubiläum. Bis 2006 hat sie im Bergkloster Bestwig gewohnt und den heilpädagogischen Kindergarten „Arche“ in Meschede-Heinrichsthal geleitet. Bolivien hatte sie in den Jahren 1999/2000 kennen gelernt, als sie dort an einem Einführungskurs in die Montessori-Pädagogik mitarbeitete. „Schon damals hatte ich die Kinder unter den Schubkarren oder neben den Ladentheken der Markthändler beobachtet. Den Eltern blieb kaum Zeit, sich mit den Kindern zu beschäftigen. Da wuchs in mir der Wunsch, hier etwas zu tun.“ „La Cancha“ ist nicht nur ein Markt in Cochabamba, es ist auch der größte Markt Lateinamerikas. Viele Händler, vor allem die mit dem kleinsten Angebot, bringen ihre Kinder mit auf den Markt. An und unter den Marktständen verbringen Säuglinge und Kleinkinder den ganzen Tag im Staub der Straßen.
Alles begann mit einem ungenutzten Speisesaal des früheren Kinderheims in der Stadt direkt am Markt. „Den haben wir innerhalb weniger Wochen zu einer Tageseinrichtung umgebaut“, erinnert sich Schwester Maria Cornelia an die Anfänge ihres Kinderhauses „Casa de ninos„. Mit 40 Kindern hatte die Arbeit in dem großen Raum begonnen. Dann konnte ein zweiter Raum für weitere 20 Kinder eingerichtet werden.
Ihre Casa zeigt, was möglich ist, auch wenn sie durch den großen Zuspruch immer wieder improvisieren musste, um Raum zu gewinnen: Höfe wurden überdacht und zu Räumen umfunktioniert, andere Räume unterteilt und sogar ein Spielplatz in den engen Vorhof des Eingangs eingepasst. „Für den Nachbau der Montessori-Materialien beschäftige ich örtliche Tischler und Handwerker“, erklärt Sr. Maria Cornelia. Das sei nicht immer ganz so perfekt wie in Deutschland, erfülle aber denselben Zweck. Alle 13 Mitarbeiter haben ein Montessori-Diplom auf deutschem Niveau. Dass sich das Montessori-Kinderhaus in Cochabamba so gut entwickeln würde, hätte Schwester Maria Cornelia Koch nie erwartet. Seit 10 Jahren arbeitet sie in Bolivien. „Und ich dachte, wenn wir 40 Kinder haben und halten, wäre das schön.“ Inzwischen sind es 180 und die Warteliste ist lang. Die Arbeit von Sr. Maria Cornelia wird sehr geschätzt und anerkannt. Und anders als in den ersten Monaten sind die Eltern an der Entwicklung ihrer Söhne und Töchter jetzt auch sehr interessiert.
Der Erfolg der Montessori-Methode hat sich schnell herumgesprochen. In eigenen Diplom-Kursen hat die Casa de Niños in den vergangenen zwei Jahren 84 Lehrer und Erzieher ausgebildet. Daraus sind 9 neue Montessori-Kindergärten und eine Montessori-Schule entstanden.„Das lässt hoffen“, sagt die Pädagogin.