Schwester Maria Ludwigis und Sabine Stephan berichten aus Leme
Die Entwicklungshelferin Sabine Stephan und Schwester Maria Ludwigis Bilo schtreiben zu Weihnachten aus Leme/Brasilien. Für Sabine Stephan ist es der letzte Brief vor ihrem Abschied:
Herzlich grüßen wir Sie nach einem ereignisreichen Jahr aus Leme in Brasilien. In den Medien haben Sie sicher die politischen Entwicklungen in Brasilien verfolgt. Folge der Korruptionsskandale war eine große Unzufriedenheit der Menschen, die sich in den Wahlergebnissen niedergeschlagen hat. Wie es ab Januar mit der neuen Regierung weitergeht, weiß niemand.
Ein großes Problem ist und bleibt die Arbeitslosigkeit. Sie betrifft alle Schichten – im Besonderen aber die Menschen am Stadtrand. Viele sind ohne Arbeit und ohne Einkommen. Es fehlt ihnen dadurch das Nötigste zum Leben. Aber auch bei denen, die auf den Orangenplantagen arbeiten, reicht das geringe Einkommen nicht zum Überleben. Dabei gibt es durchaus auch die gut gestellte Mittelschicht in Leme – nicht weit entfernt von den armen Stadtrandvierteln.
Die Menschen leben in zwei Welten. Das wurde gerade vor kurzem deutlich, als eine Reportage über eine unserer notleidenden Familien ausgestrahlt wurde und die gutsituierten Lemenser sagten, sie hätten nicht gewusst, dass es solche Armut hier gibt.
Mit unseren neuen Bildungsangeboten versuchen wir, Wege aus der Armut zu entwickeln. Im Februar wird voraussichtlich unser neues Bildungszentrum im Stadtteil Empyreo eingeweiht. Wer aber mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt ist, hat oft nicht den Kopf frei, um einen Kurs zu besuchen und sich weiter zu bilden. In der Familie von Altimira Coltrim gab es die Freude, den Schlusspunkt in der Ratenzahlung für das Grundstück setzen zu können.
Es war eine große Belastung, monatlich 500 Reais aufbringen zu müssen. Bis auf die jüngste Tochter gehen alle kleinen Gelegenheitsjobs nach. Altimira selbst betreut an den Wochenenden einen alten Herren. Der Verdienst dafür ist sehr gering. Deswegen ist jede finanzielle Unterstützung wirklich ein Segen und verschafft eine gewisse Sicherheit. Wasser- und Stromrechnungen sowie Lebensmittel konnten davon bezahlt werden. Micaela, die 18 jährige hat gerade das Abitur abgeschlossen und wird ab 2019 einen Abendkurs in einer berufsbildenden Schule besuchen.
Murillo, der 22-jährige, hatte die Schule abgebrochen. 2019 will er den Schulabschluss nachholen. Die Zwillinge können ab 2020 das Gymnasium besuchen. Sie sind intelligent und es ist Ihnen zu wünschen, dass sie eines Tages die Chance haben zu studieren. Die kleine Enkelin geht inzwischen in die Krippe. Die Familie ist sehr dankbar für die Unterstützung und grüßt Sie herzlich.
Ich, Sabine Stephan, möchte mich an dieser Stelle von Ihnen verabschieden. Meine Zeit als Sozialarbeiterin am Stadtrand von Leme endet im Januar. Es fällt mir nicht leicht, die Menschen zurück zu lassen. Viele sind mir über die Zeit ans Herz gewachsen und ich weiß, dass sie auch weiterhin Unterstützung und Zuwendung brauchen.
Ich möchte Ihnen ganz besonders auch im Namen von Sr. Ludwigis sehr herzlich danken für Ihre Unterstützung. Denn auch für uns war und ist es eine große Hilfe, auf Ihre Spende bauen zu können und damit manche Not zu lindern. Wir grüßen Sie sehr herzlich. Bleiben Sie unserer Arbeit am Stadtrand von Leme verbunden.
Ihre Schwester Maria Ludwigis und Sabine Stephan