Wenn du schnell gehen willst, geh allein.
Aber wenn du weit gehen willst, geh mit anderen.
Die von den Schwestern durch die Jahre hinweg in Metarica aufgebauten und gefestigten Beziehungsgeflechte, wie Patenfamilien und Placidagemeinschaft, bewähren sich in diesen Tagen ebenso wie die Kirchengemeinde vor Ort. Sie tragen die Hilfsmaßnahmen für die Menschen, die Häuser oder Felder infolge der heftigen Regenfälle durch Zyklon Idai verloren haben. Bereits am 24. März berichtet Regionalkoordinatorin Schwester Leila de Souza e Silva: „Die Kirchengemeinde in Metarica und auch die Placidagemeinschaft mobilisieren schon konkrete Gesten der Solidarität, jetzt, in der Fastenzeit. So wird in der Kirche eine Kampagne der Nächstenliebe durchgeführt. Gemeindemitglieder bringen, was sie haben: Mais, trockenes Maniok, Bohnen, Seife, Salz Kleidung usw. Sie spenden diese Naturalien und Dinge im Gottesdienst, zum Moment der Gabenbereitung. Später verteilen einige Gruppen die Spenden an die Bedürftigsten.“ Was fehlt, sind finanzielle Mittel für den Wiederaufbau der Häuser, denn, so Schwester Leila, „Geld haben die Leute im Allgemeinen weniger als Nahrungsmittel.“ Doch die vorrangige Bekämpfung des Hungers gingen die Menschen sofort gemeinsam an.
In Metarica gab es in einer Zusammenkunft ein Mittagessen für mehr als 500 Personen, organisiert in Familiengruppen: Vater, Mutter und Kinder. Für Viele war dies das erste Mal, dass sie die Mahlzeit als Familie zusammen einnahmen. „Normalerweise isst der Vater alleine und die Mutter mit den Kindern“, erklärt Schwester Leila und fügt hinzu: „Stellt euch vor. Wir haben 200 Kilogramm Maismehl verbraucht, 50 kg Bohnen, dazu Gemüse. Die Leute haben mit so viel Hunger gegessen, dass einige drei bis viermal einen Nachschlag holten!“
Um die Hilfen wirkungsvoller zu organisieren, wurde inzwischen ein Notfallplan eingerichtet und ein Koordinationsteam gebildet. Mittels eigener Erhebungsbögen werden die Bedarfe betroffener Familien festgehalten. Freiwillige, Mitarbeiter der Schwestern, Mitglieder der Placidagemeinschaft und der Kirchengemeinde sowie Postulantinnen, Novizinnen und Schwestern: Sie alle sind in das SMMP-Hilfsprogramm eingebunden. „Eine Gruppe kocht, eine andere besucht die Familien, wieder eine andere tätigt Einkäufe“, berichtet Schwester Leila. Und das alles läuft neben den üblichen Alltagsarbeiten und dem Betrieb von Kindergarten und Schule… „Doch wenn wir so viel Solidarität von allen Seiten erleben, spüren wir eine über die Maßen gehende Kraft“, ist Schwester Leila dankbar.
Ein Wort fällt in den Kurznachrichten von Schwester Leila immer wieder: „Luta“. Wörtlich mit „Kampf“ übersetzt, steht luta im Portugiesischen für „ganzen Einsatz“, bei dem es „ums Ganze“ geht. Die Schwestern leisten ihn dort im Norden, in Cuamba und Metarica, wo sie die von der Unwetterkatastrophe betroffenen Familien kennen. Dabei sind sie auch solidarisch mit der vom Zyklon am stärksten heimgesuchten Region Beira. Ein weiteres Beziehungsnetz erweist sich in all dem als stark: Über das Sekretariat der Vereinigung der Ordensgemeinschaften und geistlichen Gemeinschaften Mosambiks ging ein Aufruf zur finanziellen Hilfe an alle Kommunitäten im Land. Auch in dieses Solidaritätsgeflecht fügt sich unsere Ordensgemeinschaft mit einem finanziellen Beitrag ein.
Der Weg geht weiter
Meine Zeilen sind soweit geschrieben, da kommt eine aktuelle Nachricht herein. Und wieder steht „luta“ am Beginn. Von luta imensa schreibt Schwester Leila. Immenser Einsatz, Mühe, Herausforderung, Wege, ein Kampf gegen die Zeit und die Not: Luta lässt sich mit einem Wort nicht übersetzen. Das Wort ist so vielschichtig wie die Realität selbst. „Alles scheint jedes Mal schwieriger und herausfordernder zu werden“, beschreibt Schwester Leila diese Wirklichkeit vor Ort.
Gerade ist sie aus der Stadt Cuamba angekommen, zusammen mit einem Lastwagen voll Zement. Jetzt soll das Material für den Beginn des Wiederaufbaus von Häusern vorbereitet werden.Baumaterial ist wegen des hohen Bedarfs knapp und teuer geworden. Dank bewährter Kontakte zu einem Handel in Cuamba bekommen sie jedoch noch Material. All das wird aus Nothilfespenden finanziert. Die Schwestern haben aus den Spenden für die Nothilfe auch Solidaritätsbeiträge an die besonders betroffenen Diözesen weitergegeben – Beira, Pemba, Tete.
„Wir sind guten Mutes, auch dank eurer Großherzigkeit“, schließt Schwester Leila. Luta und Solidarität gehören zusammen
Schwester Klara Maria Breuer
Missionsprokuratorin SMMP
Weitere Informationen:
Domradio.de
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