Bergkloster Stiftung stellt Jahresbericht 2020 vor: 2,3 Millionen Euro fließen in weltweite Aufgaben
Die Bergkloster Stiftung SMMP freut sich über einen deutlichen Anstieg der Spenden- und Hilfsbereitschaft im vergangenen Jahr. Als eine der ersten Stiftungen bundesweit hat sie jetzt ihren Jahresbericht für 2020 vorgelegt. Demnach ist die Mittelbereitstellung aus Spenden, Patenschaften, Veranstaltungserlösen, Zuwendungen und Vermächtnissen auf 2,3 Millionen Euro gestiegen. „Dies ist ein großer Vertrauensbeweis. Aber gerade im vergangenen Jahr waren diese zusätzlichen Hilfen auch notwendig“, erklärt Schwester Adelgundis Pastusiak, im Generalat der Ordensgemeinschaft zuständig für die Spenderbetreuung.
Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel haben zahlreiche Niederlassungen in Bolivien, Brasilien, Mosambik und Rumänien. Dort betreibt die Ordensgemeinschaft auch Einrichtungen, vor allem Kindergärten, Heime und Schulen. Außerdem führt sie zahlreiche Projekte durch, die Hilfe zur Selbsthilfe geben. „Und viele dieser Häuser und Initiativen standen durch die Corona-Pandemie vor ganz besonderen Herausforderungen“, erläutert Schwester Adelgundis.
So sorgen die Schulen in Bolivien, Brasilien und Mosambik beispielsweise dafür, dass die Kinder, die sie besuchen, dort auch eine warme Mittagsmahlzeit bekommen: „Da der Unterricht dort aber monatelang ausfiel – in Mosambik sogar ein Jahr lang ununterbrochen – fiel diese wichtige Verpflegung weg.“ Die Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel sind darum bemüht, besonders Kindern aus armen Familien den Kindergarten- oder Schulbesuch zu ermöglichen. „Und gerade diese Eltern mussten im vergangenen Jahr aufgrund der Pandemie auf ihre oft ohnehin nur kleinen Einkommen verzichten“, weiß Schwester Adelgundis. Insofern sei der Bedarf an Nothilfe deutlich gestiegen: „Noch nie haben wir so viele Essenskörbe und Verpflegungspakete ausgeben müssen.“
Missionarin schreibt: „So viel Not habe ich hier noch nicht erlebt“
Ihre Mitschwester Maria Ludwigis Bilo, die seit über 50 Jahren als Missionarin in Leme in Brasilen tätig ist, schreibt: „So viel Not habe ich hier noch nicht erlebt. Die Menschen haben teilweise nichts mehr.“ Ihr Sozialbüro erhielt für die Nothilfe von der Bergkloster Stiftung fast 35.000 Euro.
Bedingt durch die Isolation vieler Familien wurden auch die Besuchsdienste der Schwestern immer wichtiger. „Sie sind Teil der seelsorgerischen Arbeit unserer Schwestern und häufig integriert in unser internationales Patenschafts-Programm, durch das wir viele Familien in Not mit einem monatlichen Betrag von 30 Euro regelmäßig und nachhaltig fördern“, erklärt der Jahresbericht. Diese Besuche übernehmen unter anderem angestellte Krankenschwestern und Physiotherapeuten, um gezielte medizinische oder therapeutische Hilfen zu leisten. Dafür stellte die Bergkloster Stiftung 2020 insgesamt 145.000 Euro – deutlich mehr als in den Vorjahren – bereit.
Und die Schulen stellte vor allem der Distanzunterricht vor besondere Herausforderungen. Internetverbindungen sind oft vorhanden, doch fehlen vielen Schülerinnen und Schülern die Endgeräte, um zu Hause arbeiten zu können. „Hierfür konnten wir Tablets und Smartphones anschaffen“, erklärt der Geschäftsführer der Bergkloster Stiftung, Christian Uhl. Da die Stiftung wächst und auch treuhänderisch immer mehr Unterstiftungen betreut, ist er seit Sommer 2020 hauptamtlicher Geschäftsführer. Andere Aufgaben innerhalb der Ordensgemeinschaft und ihrer Einrichtungen und Dienste hat er dafür abgegeben.
Auch das zusätzliche Geld für die mobilen Endgeräte der Schülerinnen und Schüler konnte aus den Erträgen und Zuwendungen solcher Unterstiftungen bereitgestellt werden. „Dass im vergangenen Jahr mehrere neue Unterstiftungen mit einem Kapital von insgesamt 210.000 Euro gegründet wurden, ist sicher bemerkenswert,“ freut sich Christian Uhl. Die Gründer können „Ihren“ Stiftungen einen eigenen Namen geben und die Verwendungs- und Einsatzzwecke der ausgeschütteten Erträge selbst bestimmen.
Trotz schwieriger Startbedingungen neue Projekte
Ebenso beachtlich sei, dass 2020 trotz schwieriger Bedingungen neue Projekte und Einrichtungen gestartet sind, betont Schwester Adelgundis Pastusiak. „So hat Schwester Aurora Tenfen, unsere Provinzoberin in Brasilien, in der Stadt Leme ein weiteres Soziales Zentrum eröffnet. Dort wurde sogar eine Schule installiert, die Kinder aus einkommensschwachen Familien besuchen.“ Zur Finanzierung dieser Schule sind Spenden erforderlich. Unterstützung erhalten die Schwestern beispielsweise von der Justizbehörde in der Stadt, die die Finanzierung von 18 Schulplätzen übernimmt. Weitere 96.000 Euro konnte die Bergkloster Stiftung aus Spenden und Erträgen für den Betrieb der sozialen Zentren in Leme überweisen. „Dazu tragen auch unsere Schulprojekt-Paten bei. So haben wir 2020 bereits 23 Patenschaften zwischen Förderern aus Deutschland und der neuen Schule abschließen können. Diese Patinnen und Paten unterstützen uns mit einem monatlichen Beitrag“, erklärt Schwester Adelgundis.
In Metarica in Mosambik wurde ein neues Grundstück erworben, mit dem der Nutzgarten zur Versorgung der Schul- und Vorschulkinder und der Ordensschwestern erweitert wird. „Unsere Regionalkoordinatorin Schwester Leila de Souza e Silva hat Nachbarn angesprochen, die ihr geholfen haben, eine Mauer um diesen Garten zu ziehen. Sie hat die Mitarbeitenden dafür entlohnt. Und die haben sich mit diesem Geld während der Corona-Zeit ein Kleingewerbe aufgebaut: etwa, indem sie Näharbeiten für andere anbieten oder Wäsche wachen“, erklärt Stiftungsreferentin Heike Schmidt-Teige. Dadurch sei die Gartenerweiterung ein gutes Beispiel für funktionierende Hilfe zur Selbsthilfe.
Und auch in Deutschland gab es neue Aufbrüche. So hat die gemeinsam mit den Salesianern Don Boscos betriebene Jugendsozial-Einrichtung „Manege“ in Berlin 2020 im Stadtteil Treptow-Köpenick einen dritten Standort eröffnet. „Die Betreuung von Familien und Jugendlichen war gerade in der Corona-Zeit besonders wichtig“, sagt die Geschäftsführerin der Manege, Schwester Margareta Kühn. Indem sich ihr Mitarbeiterteam auf die Straße stellte und Postkarten in Briefkästen warf, machte man auf die neue Anlaufstelle aufmerksam – „und wir waren überrascht, wieviel Menschen mit welchen Problemen und Fragen schon in kurzer Zeit zu uns kamen.“ Auch diesen Neustart hat die Bergkloster Stiftung mit der von ihr treuhänderisch geführten Stiftung Vivendi erfolgreich begleitet.
Spender hatten mehr Zeit – und gaben weniger für Urlaub aus
Dass die Spenden 2020 stiegen, führen Christian Uhl und Heike Schmidt-Teige auf verschiedene Faktoren zurück. „Die Menschen hatten einerseits mehr Zeit zu lesen. Daher haben sie sich wahrscheinlich ausführlicher mit unseren Anliegen beschäftigt. Andererseits waren sie durch die globale Krise wahrscheinlich stärker für Spendenaufrufe sensibilisiert“, vermutet Christian Uhl. Und Heike Schmidt-Teige ergänzt: „Nicht zuletzt haben sie natürlich auch mehr Geld zur Verfügung gehabt, da andere Ausgaben für Urlaub oder Freizeit aufgrund der Pandemie entfielen.“
Wichtig sei aber, dass durch die neuen Unterstiftungen und Patenschaften nicht nur kurzfristig ein Plus zu verzeichnen sei, sondern das Ertrags- und Spendenaufkommen langfristig und nachhaltig wachse. 2020 konnte erstmals die Zahl von 1000 Patenschaften für Projekte und Familien überschritten werden. Schwester Adelgundis merkt an: „Dieses Programm läuft deshalb sehr erfolgreich, weil wir konkret erklären können, wofür die finanziellen Mittel erforderlich sind und wofür sie eingesetzt werden.“ Den entscheidenden Vorteil benennt Heike Schmidt-Teige: „Das verschafft mehr Planungssicherheit. Denn diese Patenschaften gelten, solange der damit verbundene Auftrag erfüllt wird.“