Als wir bewaffnet mit haufenweise Schuhkartons im Imperial aus dem Kombi stiegen, wollten die Kinder gleich wissen, wozu wir die alle brauchen – noch dazu, wo nichts drin war! Nina und Vicki hatten vorher in der Stadt die Schuhgeschäfte geplündert und Kartons besorgt. Da die Fußballleidenschaft der Brasilianer natürlich auch unseren Kindern im Blut steckt, wollten wir mit ihnen dieses Mal Fußballkicker bauen. Kicker aus Wäscheklammern, Trinkröhrchen und einem Schuhkarton. Wir sind immer auf der Suche nach Materialien und Ideen, die wenig Kosten verursachen und möglichst zu einem Ergebnis führen, das dann auch zum Einsatz kommen kann. Bei den letzten Treffen waren es z.B. Armreifen aus Eisstielen, Drachen aus Schaschlikstäben, Seidenpapier und Strick oder Bumerangs aus Eiskisten. Weiterlesen » ÜberWäscheklammern, Trinkröhrchen und ein Schuhkarton – Kindertreff am Stadtrand von Leme
Brasilien
Brasilien
Reisebericht 2.Teil: Zu Besuch in Leme
7. August 2016
Heute wollen wir 180 Jahre Gott vertrauen und Zuversicht feiern.
Sr. Maria Ludwigis Bilo und Irma Ana Soares de Souza werden je 90 Jahre.
Um 10 Uhr ist heilige Messe. Die Kapelle ist bis auf den letzten Platz besetzt. Familie, Freunde und Menschen, die gekommen sind, um gemeinsam mit den Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel diese beiden ganz besonderen Ordensfrauen zu feiern, die in ihrem Leben viel geleistet haben, aber nie an sich selbst gedacht haben, sondern immer an andere, nämlich an die, die Hilfe brauchten. Dies wurde in der Messe durch Padre Joao aber auch von Irma Aurora entsprechend gewürdigt. Die anschließende Präsentation der Vida beider Schwestern untermauerte das nochmals.
In der Gemeinschaftshalle unterhalb des Provinzhauses wurde im Anschluss ein fröhliches Fest gefeiert mit Tanz und Musik sowie einem beeindruckenden Auftritt der Capoeiragruppe. Weiterlesen » ÜberReisebericht 2.Teil: Zu Besuch in Leme
Reisebericht 1.Teil: Zu Besuch in Leme
Am 1. August machten wir uns (Schwester Maria Dolores und Heike Schmidt-Teige) auf den Weg nach Brasilien, nachdem wir ungeplante Turbulenzen gemeistert hatten. Zum Zeitpunkt des vereinbarten Aufbruchs am Bergkloster Bestwig fehlte just in time der Reisepass von Schwester Maria Dolores und war trotz intensiver Suchbemühungen nicht auffindbar. Doch kleine Wunder gibt es immer wieder! Nachdem sie in stillem Gedenken mehrere Heilige bemüht hatte, geschah das Unfassbare und wir konnten nach einem biometrischen Fototermin mit anschließendem Behördengang mit knapp 40 Minuten Verspätung unsere Reise antreten, im Gepäck einen druckfrischen Ersatzreisepass einer deutschen Verwaltung. Absolut rekordverdächtig. Weiterlesen » ÜberReisebericht 1.Teil: Zu Besuch in Leme
Festa Junina
Im Juni feiert ganz Brasilien. Es ist der Monat von Sao João, Sao Antonio und Sao Pedro. Ihnen zu Ehren wird in Kindergärten, Schulen, auf Straßen und Plätzen gefeiert – verkleidet in die traditionelle Festtracht (die Männer in karierten Hemden, Strohhüten und Hosenträgern – die Frauen mit Zöpfen und langen bunten Kleidern).
Das haben wir auch zum Anlass genommen, um in Leme zu einem bunten Kindernachmittag einzuladen. Ich hatte Victoria mit ihren sieben Kindern versprochen, sie abzuholen und mitzunehmen. Sie standen schon bereit, als ich in Begleitung von Fotograf Florian Kopp ankam. Eine Cousine mit Kindern und Oma war noch mobilisiert worden und spontan wurde auch Nachbarin M. mit ihren Kindern eingeladen. Mit ca. 16 Personen ging die Reise los in den Stadtteil Imperial. Das übliche Kreischen beim Hüpfen über die Lombadas erfüllte den Bus unterwegs. Einer der Jungen saß vorne und durfte ein bisschen beim Lenken „helfen“.
Angekommen in Imperial, musste noch schnell alles vorbereitet werden. Ein paar Frauen zum Helfen hatte ich ja schon im Schlepptau. Victoria wurde dazu abgestellt, die Kinder im Zaum zu halten bis alles fertig war. Sie stützte beide Hände in den Türrahmen und füllte ihn mit ihrer ganzen Person aus. Ein Durchkommen war nicht mehr möglich. Und im Takt der Musik wippte sie und sang lauthals, voller Inbrunst und ganz selbstvergessen die Kinderschlager mit, die schon aus der Konserve kamen. Das Bild war zu schön! Und beim tieferen Hinsehen sah ich eine junge Frau von 31 Jahren mit sieben Kindern, die zu früh ihre eigene Kindheit verloren hat, ohne Mann und Einkommen vom Leben überfordert ist und gerade zurück schlüpft ins unbeschwerte Kindsein.
Die Hitparade der aktuellsten Kinderhits aus dem Fernsehen verdankte ich F. Kopp, der durch seine eigenen Kinder auf dem Laufenden ist. Die Hitliste brauche ich auch! Ich staunte nicht schlecht, als alle Kinder schon vor Beginn unseres Festes lauthals sangen, die Strophen von vorne bis hinten kannten und auf diese Weise bis zum Beginn großartig beschäftigt waren.
Beim Blick auf die anderen glücklichen Mütter am Nachmittag, die „nur“ da waren, um die Kinder zu begleiten, dachten wir im Nachgang, dass die Form der Mutter-Kind-Gruppen, die es in Deutschland gibt, auch eine gute Möglichkeit wäre, um bei Spiel und Spaß aus dem Alltag auszusteigen und daneben Zeit zu haben, auch die Nöte des Alltags anzusprechen oder Erziehungsfragen, Haushaltsdinge und anderes in den Blick zu nehmen.
Also: Wir haben noch viel zu tun!
Sabine Stephan
Aufsuchende Sozialarbeit in Leme
Seit einigen Monaten erhalten wir tatkräftige Unterstützung durch die Pastoralreferentin und Sozialarbeiterin Sabine Stephan in der aufsuchenden Sozialarbeit in den Stadtrandvierteln der brasilianischen Stadt Leme.
Frau Stephan berichtet von ihren Eindrücken…
Ich bin inzwischen schon wieder fast 2 Wochen hier in Leme und konnte bei vielen Familien Hausbesuche machen und ihre Situation kennen lernen. Nach wie vor (und sogar mehr denn je) sind täglich viele Leute vor Schwester Maria Ludwigis Tür und bitten in den unterschiedlichsten Nöten um Hilfe (heute sind es 65).
Mir sind bei den Besuchen die vielen Mädchen aufgefallen zwischen 14 Jahren und „dem ersten Kind“. Wer die Schule beendet hat, sitzt in der Regel zu Hause. Viele würden gern studieren oder einen Beruf lernen, haben aber das Geld nicht (monatlich 1000 Real, das entspricht ca. 286 Euro). Sie sparen fürs Studium, arbeiten zum Teil zu Hause mit beim Fertigen von Kleinteilen für Elektrogeräte und bekommen für 1000 Teile mit 3 Tagen Arbeitszeit gerade mal 4,50 Real. Aus ihrem Umfeld kommen sie somit gar nicht raus bzw. haben vor Beginn des Studiums dann doch schon das erste Kind.
Sonntag habe ich einige von den Mädchen eingeladen. Wir haben viele Osterkörbchen gebastelt für die Kinder der Patenfamilien und andere, gespielt und zusammen Kaffee getrunken.
Schon das „Eingeladen werden“ war ihnen eine Freude und die Augen strahlten. Es kann ein kleiner Anfang sein, sie ein bisschen aus ihrem Umfeld heraus zu holen und nochmal eine andere Verbindung zu den Familien herzustellen, die durch Schwester Maria Ludwigis schon so positive Erfahrungen mit den Schwestern gemacht haben. Die jüngeren Geschwister wären am liebsten auch mitgekommen. Sie alle erleben ja auf unterschiedliche Weise schon viel Schweres. In 14 Tagen treffen wir uns wieder (übrigens im Museum).
Zur Zeit regnet es hier viel. Das ist gut für die Erde, da alles ausgetrocknet ist. Beim Fahrrad Fahren bekomme ich auf diese Weise kräftige Duschen ab, denn es schüttet oft wie aus Eimern.
Der Portugiesischkurs geht täglich voran.
Übrigens lernen jetzt drei Kandidatinnen samstags eine Stunde deutsch. Und Schwester Elia will morgen beginnen. Mal sehen, wie weit wir kommen.
Ihnen nochmal ganz herzliche Grüße
Gottes guten Geist Ihnen allen
Ihre
Sabine Stephan